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Ägyptische Zepter und Standarten

Ägyptische Zepter (auch Stäbe) sind Symbole für Macht und Herrschaft. Die altägyptischen Zepter gehören neben den Kronen zu den Krönungsinsignien. Oft sind sie aus wertvollem Material gefertigt. Doch nicht nur den Königen (Pharaonen), sondern auch den Göttern werden Zepter in die Hand gegeben.

Königliche Insignien: Krummstab und Geißel

Zepter
Typische königliche Haltung: gekreuzte Arme vor der Brust mit den Herrscherinsignien; die Geißel auf der linken Schulter und der Krummstab auf der rechten Schulter (aus der Perspektive des Betrachters).

Neben dem Königskopftuch gehörte auch Krummstab (auch Hekat- bzw. Heka-Zepter) und Geißel zu den wichtigsten königlichen Insignien. Der Krummstab war ursprünglich ein Hirtenstab. Mithilfe der Schlingenform am oberen Ende des Stabes wurden Tiere am Bein eingefangen und herangezogen. Der Krummstab wird in seiner längeren Version mit dem Hirtengott Anezti abgebildet. In der Hieroglyphenschrift bedeutet das Wort Krummstab „herrschen„. Er symbolisierte zugleich Wiedergeburt und Regeneration. Deshalb hält ihn Osiris in seiner Funktion als „Richter über die Toten“ in seiner Hand. Der Krummstab bildet die Vorlage, die im Bischofsstab immer noch fortlebt.

Die Geißel wird auch Flagellum, Wedel oder altägyptisch Nechacha genannt. Sie wurde stets Osiris und Min in die Hand gegeben. Auch sie ist in der Hand des Pharao ein Herrschaftssymbol. Es gibt zwei bzw. drei Deutungen zur Geißel:

  • Es handelt sich um eine Hirtenpeitsche des Gottes Anezti, der den östlichen Gauen voranstand.
  • Es war ein Fliegenwedel, der in afrikanischen Gebieten gerne eingesetzt wurde, um böse Wesen zu vertreiben.
  • Die Geißel erinnert an einen Dreschflegel und verweist dadurch auf die Nahrung für das Volk.

Wahrscheinlich war die Geißel ein Fliegenwedel, da man seine Funktion in der Realität beobachten konnte. Allerdings ist man sich darüber in Wissenschaftskreisen nicht einig.

Was-Zepter bzw. Uaszepter

Was-Zepter
Was-Zepter bzw. Uaszepter.

Dieses ägyptische Zepter führten die Könige, Götter und Göttinnen mit sich als Zeichen ihrer Macht.

Der Stab ist unten gegabelt und oben gekrönt mit einem schräg gestellten Tierkopf. Seine Form hat die gleiche Form eines Stocks, der von den Fellachen zum Pflücken von Datteln verwendet wurde. Man findet ihn auch als Himmelsstütze in der ägyptischen Frühgeschichte. Es gibt noch mehr Theorien über seine Herkunft.

Eine Theorie ist jedoch sehr interessant und überzeugend. Das Was-Zepter ist auf vielen Abbildungen zu finden, wo es um die Feld- bzw. Landvermessung geht. Es handelt sich also ursprünglich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um einen Peilstab. Mit seiner Hilfe, i. V. mit einem anderen Stab (der als Kimme diente), konnten sehr lange Strecken angepeilt und mithilfe von Spannseilen vermessen werden.

Das Vermessen von Land hatte im Alten Ägypten eine sehr wichtige Bedeutung und wurde daher von den Priestern koordiniert. Abgesehen von Gebäuden musste nach jeder Nilüberschwemmung das Land neu vermessen werden, um es aufteilen und Steuern festlegen zu können. Mithilfe der unten angebrachten Gabelung des Was-Zepters konnte man die Seilschlinge des Spannseils vom Boden aufheben und einhängen (fixieren), um das Seil anschließend zu spannen und die Entfernung berrechnen zu können.

Der Tierkopf am oberen Ende des Was-Zepters erinnert an den Kopf einer Antilope oder an einen Caniden, z. B. an einen Fuchs, der Ähnlichkeit mit einem Schutzdämon hat. Dieser Schutzdämon heißt Uas und verkörpert Heilkräfte. Daher vermuten manche, dass das Zepter ursprünglich mit Heilung zu tun hatte. Es verströmt Heilkräfte, die man nur einatmen muss.

Doch „Uas“ hat noch eine völlig andere Bedeutung. Es wird zu einem Symbol der Beständigkeit. Denn das Wort wird auch in Zusammenhang mit Grenzsteinen (Stelen) und Begrenzungen verwendet. Hier ist ein klarer Zusammenhang zu seiner ursprünglichen Nutzung herzustellen, denn mithilfe von Peilstäben und Spannseilen konnte man das Land ausmessen und voneinander abgrenzen, indem man Grenzsteine setzte.

Das Uaszepter bzw. Was-Zepter ist im Alten Ägypten sehr beliebt gewesen. Es wurde gerne mit den Symbolen des Lebens und der Dauer verbunden. Der Begriff „Uas“ wurde durch mehrere Begriffe übersetzt, die allesamt gut zu seiner Symbolik passen: Glück, Heil, Wohlergehen. Zum Beispiel reichen die Nilgötter neben ihren Gaben auch „Uas“.

Das Was-Zepter erscheint sehr häufig als ein schriftliches Symbol, welches hinter Königsnamen geschrieben wird. Das korrespondiert sehr gut mit seiner Bedeutung der Beständigkeit und einer guten Herrschaft (Glück, Heil, Wohlergehen). Denn ein König ist mächtig, wenn er viel Land hat, über das er herrscht. In Hieroglyphen wird der Kopf des Was-Zepters nicht bildlich dargestellt, sondern abstrahiert in Form eines schrägen Strichs, was aber auch für viele andere Abbildungen gilt, wo es als Zepter getragen wird.

Sechem-Zepter

Zepter
Die Ägypterin (ganz links) hält ein Sistrum in ihrer rechten Hand (= oberster Teil des Sechem-Zepters). Horus mit der Doppelkrone hält ein Was-Zepter in der Hand (zweite Figur von rechts).

Auch beim Sechem-Zepter handelt es sich um ein Symbol der Macht. Er hat die Form eines Stabes mit einem Sistrum-förmigen oberen Ende. Das Sistrum ist ein altägyptisches Musikinstrument, eine Rahmenrassel. Sie wurde rund um den Isis– bzw. Hathorkult eingesetzt.

Das ägyptische Wort „Sechem“ entstand etymologisch aus „Sachem“, was Macht bedeutet. Dadurch ist ein Zusammenhang mit der Löwengottheit Sachmet, die Mächtige, erkennbar.

Maat mit Wadj-Zepter
Maat mit dem Wadj-Zepter (auch Papyruszepter).

Das Sistrum der Löwengöttin Sachmet war in der Frühzeit ein Gegenstand der Schamanen, die bekleidet mit dem rituelle Pantherfell dargestellt wurden. Sie konnten mithilfe des Sistrums mit den Ahnen und den Himmelgottheiten kommunizieren.

Ein König (Pharao), der das Sechem-Zepter führte, war daher mit den Kräften der Götter und Ahnen ausgestattet. Er erhielt die Mächte der Himmelsgottheiten Horus und Hathor.

Papyruszepter, Wadj-Zepter

Den Papyruszepter, Papyrusstab (auch Papyrusstengel) oder Wadj-Zepter haben oft weibliche Gottheiten in der Hand. Wadj ist das altägyptische Wort für Papyrus. Als Hieroglyphe stellt Wadj einen Papyrus-Stängel dar.

Es handelt sich um ein Symbol der Lebenskraft und Vitalität. Das Zepter wird gerne den weiblichen Gottheiten in die Hand gegeben, z. B. Isis, Nephthys, Hathor, Mut, Sachmet, Maat. Als Amulett wird es den Toten mitgegeben, um ihnen zur ewigen Jugend zu verhelfen.

Gottesstab

Was-Zepter und Herrscherinsignien
Die ägyptische Göttin (ganz links) hält ein Was-Zepter in ihrer Hand, vor ihr sitzt der König mit den Herrscherinsignien: Krummstab und Geißel.

Gottesstäbe sind ägyptische Zepter und befinden sich im Alten Ägypten neben den Barken, die im Allerheiligsten stehen. Sie werden bei den Prozessionen mitgenommen. Sie sind mit dem Kopf des entsprechenden Gottes bzw. seines heiligen Tieres geschmückt. Gottesstäbe werden sehr verehrt und wie selbstständige Wesen behandelt. Denn der Gott ist durch den Stab gegenwärtig. Dennoch bleibt der Gottesstab der Gottheit untergeordnet.

Gottesstäbe werden auch bei Kriegszügen mitgenommen. Der Gott zieht damit selbst in den Krieg und schützt den Herrscher. Doch der Stab ist mehr als der Träger der Gottheit und auch mehr als ein Macht- und Herrschersymbol. Der Gottesstab ist zugleich Waffe, die Feinde gleich einer Keule niederschlägt.

Horusspeer

Statt eines Gottesstabes bzw. einer Keule trägt Horus einen Speer. Der Horusspeer spielt eine große Rolle in vielen Mythen, wo Horus gegen Seth kämpft. Man nennt Horus den „Harpunierer“, da es sich bei seinem Speer um einen harpunenartigen Speer handelt. Zuerst scheint ihn Isis zu gebrauchen, bevor er zur Hauptwaffe von Horus wird, mit welcher er auch zur Nilpferdjagd geht.

Es handelt sich um eine mächtige Waffe: „Seine Widerhaken sind die Strahlen der Sonne, seine Spitzen die Krallen von Mafdet.“ 1

Ägyptische Standarten

Standarten - Horusgeleit
Horusgeleit mit zwei Standarten, auf welchen sich ein Schakal und ein Falke befinden (Grabmalerei).

Ägyptische Standarten sind tragbare, auf hölzernen Schäften befestigte Embleme, die mit unterschiedlichen Zeichen oder Symbolen beschriftet wurden.

Dabei unterscheidet man vier Verwendungstypen: Schiffsstandarten, Kultstandarten, Gaustandarten und Militärstandarten.

Horusgeleit als Viererstandarte

Beim Horusgeleit handelt es sich um eine Prozession mit dem König, der den lebenden Horus symbolisiert, zumindest bis zur 3. Dynastie. Denn danach wurde der bis dahin höchste Gott Horus vom Sonnengott Re und ab der Neuzeit von Amun-Re abgelöst. Mit diesem Bedeutungswandel verschwand auch das Horusgeleit.

Das Horusgeleit ist ein Beispiel für eine Kultstandarte, auch im Totenkult. Dabei wurde die Leiche des Königs mit dem Geleit des Horus zu seiner Grabstätte gebracht. Voran getragen wurde die Standarte des Upuaut als „Öffner der Wege“. Er ist wie Anubis ein Totengott, der die Ba-Seelen ins Jenseits begleitet. Beiden wird der Schakal als Tier zugeordnet, wobei Upuaut als Schakal (oder Wolf) dargestellt wird, hingegen Anubis in Menschengestalt mit einem Schakalkopf. So zeigt das Emblem der Standarte des Upuaut einen liegenden Schakal (bzw. Wolf).

Horusgeleit von Narmer
(Vergrößerung der Narmer-Palette) Horusgeleit und Siegeszug mit dem oberägyptischen Pharao Narmer, der Unterägypten erfolgreich eroberte. Daher trägt er die unterägyptische Krone. Vor ihm sieht man seine Standartenträger.

Beim Horusgeleit, wie sie auf der Narmer-Palette zu sehen ist, handelt es sich oft um eine Viererstandarte. Dabei repräsentieren die Symbole auf den vier Standarten, die göttlichen Charaktereigenschaften des Königs:

  • Der Falke symbolisiert den König als göttlichen Herrscher, als Herr des Himmels, der nicht nur über Weitsicht und scharfe Augen verfügt, sondern auch über hervorragende kämpferische Fähigkeiten.
  • Der Ibis wird Thot zugeordnet, ebenso der Mond. Der gebogene Schnabel des Ibis hat die Form einer Mondsichel und könnte Grund für diese Zuordnung sein. Doch der Ibis, als Schopfibis, ist auch ein Symbol für die Verklärtheit des Toten.

So repräsentieren der Falke und der Ibis den Tag und die Nacht, ebenso wie das Leben und den Tod, den Himmel und das Jenseits.

Die Bedeutung des Schakals bzw. Wolfs (Gottheit Upuaut) wurde oben besprochen. Als Wegöffner fungieren sie für die Lebenden und die Toten.

Militärstandarte

Ein Beispiel für eine Militärstandarte im Krieg kann ebenfalls die Standarte des Upuaut sein. Auch hier öffnet er die Wege, allerdings für die Lebenden, indem er siegreich voranschreitet, diesmal allerdings als Kriegsgott. Upuaut ist Kriegs- und Totengott.

Der daran anschließende Siegeszug, wird auch als Horusgeleit bezeichnet. Ein Beispiel dafür ist die Prozession von Narmer, ein Pharao der 0. bzw. 1. Dynastie, die aus vier Standartenträgern besteht. Er besichtigt die getöteten Feinde im Rahmen des Vereinigungsfestes.

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Quellen und Einzelnachweise

1 Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 317 (Horusspeer).

  • Owusu, Heike (1998), „Symbole Ägyptens“, Schirner Verlag, Darmstadt, Seite 15 f. (Embleme der Götter) und Seite 167 f. (Krummstab und Geißel).
  • Ägyptologie Forum: Übersichtseite über die Zepter im Alten Ägypten.
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021. 2. Dezember) „Was-Zepter“ (Stand: 23.12.21).
  • Die Landvermessung im Alten Ägypten (von Dr. Werner Robl).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 6. Dezember) „Krummstab“ (Stand: 23.12.21).
  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 840 f. (Uaszepter) und Seite 254 ff. (Gottesstab).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 2. Dezember), „Sechem-Zepter“ (Stand: 23.12.21).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2020, 1. Juli), „Horusgeleit“ (Stand: 23.12.21).
  • Helck, Wolfgang und Otto, Eberhard (1999), „Kleines Lexikon der Ägyptologie“, 4. Auflage, MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen, Seite 293 (Standarten).