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Aton – universaler ägyptischer Gott

Aton als ägyptischer universaler Gott wurde zur Zeit Amenophis IV (der sich später Echnaton nannte) zum einzigen und wichtigsten Gott. Ursprünglich war er ein Sonnengott, Weltgott und dadurch auch eine kosmische Gottheit.

Aton – ägyptischer Sonnengott

Die Sonne spendet Leben durch ihr Licht und ihre Wärme.

Mit Aton ist die sichtbare Sonne gemeint. In alt-ägyptischen Formeln ist er der Körper oder Leib der Sonne Re (bzw. Atum). Deshalb wird auch der König nicht nur als Re, sondern auch als Aton bezeichnet. 

Er wurde personifiziert, d. h. im Laufe der Zeit als eigenständiges Wesen verstanden. Dies scheint schon in der 18. Dynastie der Fall gewesen zu sein. Denn in den Schriften folgt hinter dem Namen des Aton das hieroglyphische Zeichen des Gottesdeterminatives. Er ist also eine Form des Sonnengottes. Allerdings wurde er vorerst weder verehrt, noch genoss er einen eigenen Kult.

Atons Machtbereich wurde zuerst kontinuierlich, dann mit Gewalt erweitert. Über sein Wesen ist nichts Neues zu erfahren: Alles, was lebt, kann nur leben, weil die Sonne Wärme und Licht spendet. Nur die Herrlichkeit Atons wird gepriesen, nicht seine versengende Glut oder sein verzehrendes Feuer. Sein Wesen zeugt von Liebe und Fürsorge. Von Gottesfurcht und Verboten ist nicht die Rede. Er bleibt primär die lebensspendende Sonne.

Der König selbst aber gibt durchaus sittliche Orientierung mit dem Gesetz der Maat. Hier bleibt der König den Überlieferungen treu. Das verwundert nicht, denn Maat und Re gehören zusammen. Mit seinem Drang, die Wahrheit ans Licht zu bringen, beugt er sich gleichzeitig dem Gesetz der Maat und des Re.

Aton – kosmischer Gott

Der ägyptische Gott Aton ist der Herr aller Länder. So wie die Sonne die Welt umkreist, steht er für die ganze Welt. Er wird als Nationalgott und Weltgott verstanden, denn beides gehört zusammen. Ägypten ist die Welt; es gibt in dieser Zeit keine andere.

Erst, als Amenophis IV (Echnaton) an die Macht kam, wurde er mehr und mehr als ägyptischer universaler Gott verehrt. Schon in der Lehre von On (-> Neunheit) wurde der Weg zu einer solaren, monarchischen Gottheit geebnet. Allerdings hemmten die großen Ortsgötter vorerst diese Entwicklung. Sie erhoben selbst den Anspruch, sich mit dem Beinamen des Re zu schmückten. Das wiederum verschleierte das Wesen von Re, denn zu viele Gottheiten trugen seinen Namen als Beinamen.

König Amenophis IV (Echnaton) war von der Wahrheit der Lehre des On (Heliopolis) zutiefst überzeugt. Er kehrte zurück zu ihren Wurzeln. Er wollte die Vorstellungen über den Sonnengott Aton klären. In seiner frühen Regierungszeit spricht er von Re-Harachte, „der im Horizont lebt, in seinem Namen Schu, welcher der Aton ist.

Auffällig daran ist, dass er nicht, wie üblich zu Formeln wie Re-Atum, Re-Amun etc. zurückgreift. Er verfasst hingegen eine klärende Formel, wie das Wesen des Gottes zu verstehen ist. In der Formel wird Bezug genommen zu der ältesten Form des Sonnengottes. Das bedeutet, dass es sich um eine kosmische Kraft handelt. Dadurch wurde Aton quasi gereinigt. Die Formel selbst endet beim sichtbaren Sonnenball, der früher Re war. Die Grenzen von ihm wurden also mit der Formel, nicht wie üblich erweitert, indem zusätzliche Wesenszüge anderer Götter mit einbezogen und verschmolzen wurden. Im Gegenteil: Man kehrte zum kosmischen Wesen zurück und nahm damit eine Verengung vor. 

Aton umfängt die Menschen mit seinen Strahlenhänden.

Bildliche Darstellung von Aton

Amenophis IV entwarf ein neues Bildnis. Es handelt sich um keine Umprägung eines alten Bildes. Aton wird als sichtbare Sonnenscheibe dargestellt, dessen Strahlen herabfallen. An ihren Enden befinden sich Hände. Manchmal trägt die Sonne das Symbol des Anch (Ankh), wie auch in der unteren Abbildung zu sehen ist. Mit diesem Bildnis verschob sich der Schwerpunkt von Re-Harachte zu Aton. Alte Traditionen fingen an, sich zu lockern.

Der Machtzuwachs Atons

Ein weiterer Schritt des Königs bestand darin, eine Stadt zu bauen: Achet-Aton. Das begründete er mit einer göttlichen Eingebung. Hier sollte sein neuer Regierungssitz entstehen. Das hatte nicht nur politische Gründe. Es mochte wohl auch ein anderer Wunsch in ihm lebendig geworden sein. Er wollte seinem neuen Gott bzw. diesem als neu empfundenen Gott eine eigene Stätte geben. Damit wurde Aton ein großer Ortsgott. In der neuen Hauptstadt konnte er nämlich eindeutig an die Spitze gestellt werden.

Noch bevor Amenophis IV in seine neue Stadt zog, änderte er seinen eigenen Namen in Echnaton um. Nicht mehr „Amun ist zufrieden“ (aus Amenophis abgeleitet), sondern „es gefällt Aton“ (Echnaton) bedeutet sein Name. Der Namenswechsel ist wohl der schärfste Einschnitt in der Geschichte einer Verkündung des Königs. 

Mit dem Namenswechsel wurde ein Bruch mit Amun gemacht. Erst mit seiner Namensänderung wurde Echnaton einiges klar. Er musste durch den Bruch mit alten Überlieferungen hindurchgehen. Aton als universaler ägyptischer Gott musste sehr viel mehr an Präsenz gewinnen. Es reichte nicht aus, seinen Namen zu reinigen. Angriff und Verfolgung waren die notwendigen Folgen. 

Universaler ägyptischer Gott

Bilder und Namen von alten Göttern wurden zerstört, wo immer man sie fand. Das betraf auch das Wort „Götter“. Am stärksten war die Stadt Theben betroffen. Sie war die Stadt des Hauptfeindes Amun. Alte Gebete wurden durch Gebete an Aton ersetzt, z. B. im Bereich des Totenkultes.

Echnatons Anfangs- und Lehrformel war mit dieser Wendung nicht mehr vereinbar. Deshalb wurde sie verändert. Ihr Inhalt lautet: „Es lebt Re, der Herrscher der beiden Horizonte, der frohlockt im Horizont, in seinem Namen als Vater des Re, der wiedergekommen ist als Aton.“

Harachte und Schu wurden also herausgenommen. An dem Namen Re nahm Echnaton keinen Anstoß. Er verwendete ihn weiter. Denn Re und Aton sind eng miteinander verbunden. Aton ist der Vater von Re, also noch ursprünglicher als Re. Außerdem ist er wiedergekommen, offenbart sich also aufs Neue explizit. Er ist gereinigt vom alten Ballast der Vermischung und Verschleierung (Verschmelzung mit anderen Gottheiten). Des Weiteren wird klar, dass es sich bei ihm um keine Neuschöpfung handelt. Er ist jemand, der wiedergekommen ist.

Atons Niedergang

Aton bleibt mit seiner schöpferischen Allmacht unantastbar und allgemein. Er wird von Echnaton nicht weiter bestimmt. Nicht aufgrund von Gesetzen oder Geboten, sondern aufgrund seiner schöpferischen Allmacht ist der Mensch auf ihn angewiesen. Vermutlich ist auch das einer der Gründe, warum nach dem Abgang des Königs seine Änderungen nicht ausreichten, seine neue Religion weiterzuführen. Mit Begeisterung und Hingabe allein lässt sich keine neue Lehre durchsetzen. Ihr fehlt der (ethische) Orientierungs- und Handlungsaspekt, welcher erst eine Religion begründet. 

Mit Güte, Freundlichkeit und gutem Willen bleibt Aton ein kosmischer Gott. Er erschuf einmalig die Welt. Es folgten keine weiteren Handlungen, weder für ihn noch für die Menschen. Damit bleibt die Gotteserkenntnis des Königs hinter der alten Religion zurück.

Man kann ihn nicht einmal mit einer Naturgewalt parallelisieren. Ihm fehlt der zerstörerische Aspekt, der erst die Spannung und Dynamik des Lebens widerspiegelt. So wurde nach dem Abgang des Königs im Kampf gegen Aton die Spannung und Dynamik des Lebens wieder bewusst empfunden und offen gelebt.

Als Echnaton starb, starb ebenfalls Aton. Seine Heiligtümer wurden verlassen. Sie verödeten oder wurden zu Baumaterial verwendet. Sein Sohn Tutanchamun sagte sich von ihm los und kehrte zurück zur alten Religion. Die Hauptstadt wurde wieder nach Memphis zurückverlegt.

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Quellen

  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 59 bis 71 (Aton).
  • Der Tagesspiegel „Stadt des Sonnengottes„, veröffentlicht am 03.12.2012.

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