Das alte Ägypten

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Liebe und Sexualität im Alten Ägypten

Hathor war im Alten Ägypten die Göttin der Liebe, was Sexualität mit einschloss. Die Alten Ägypter scheinen alles andere als prüde gewesen zu sein. Ihr Verhältnis zur Liebe und Sexualität wirkt natürlich und offen. Das männliche Geschlechtsteil bezeichnen die Alten Ägypter als „drittes Bein“. Dieser Vergleich passt zu einigen ägyptischen Bildern, wo der Phallus übergroß dargestellt wurde.

Phallische Symbolik und Architektur

Den Schöpfungsakt der Welt stellten sich die Alten Ägypter unter anderem sexuell vor. Nicht nur die Alten Ägypter, sondern auch die altägyptischen Götter lebten ihre Liebe und Sexualität.

Atum hatte durch Masturbation mit seinem Samen die Schöpfung begonnen. Aus ihm entstanden Tefnut und Schu, das erste Götterpaar der Schöpfungsgötter der Neunheit. Die Geschwister wurden zu Eltern der nächsten Generation.

Inzest war im Alten Ägypten auch bei den Menschen kein Tabu und wurde vor allem in königlichen Familien praktiziert. Man ging davon aus, dass die Reinheit des Blutes erhalten bleibt. Heute wissen wir, dass das Gegenteil der Fall ist.

Die phallische Architektur kennen wir aus vielen Kulturen. Besonders verbreitet war sie jedoch im Alten Ägypten und im antiken Griechenland. Bei einem hoch aufragenden Obelisken handelt es sich um ein phallisches Symbol, das Touristen anlockt, und auf das die Einheimischen stolz sind.

Der Phallus war in vielen Kulturen Symbol der Fruchtbarkeit und Zeugungskraft und betraf einen reichen Kindersegen genauso, wie eine reiche Ernte. Beides hing untrennbar miteinander zusammen. Eine schlechte Ernte bedeutete Hunger und Tod, der die Kleinsten und Ältesten am häufigsten traf. Im Alten Ägypten wurden die meisten Kinder gezeugt, wenn der Wasserstand des Nils am höchsten war.

Ausschnitt aus dem berühmten erotischen Papyrus.

Liebesakte auf Papyri

Die Alten Ägypter stellten den Liebesakt auf Papyri dar. Sie scheuten sich nicht, nackte Frauen und nackte Männer abzubilden. Verschiedene erotische Stellungen wurden bildlich und schriftlich festgehalten. Im Alten Ägypten scheinen die Menschen ein eher zartes und romatisches Verhältnis zur Sexualität und Liebe gehabt zu haben. Davon zeugen ihre Liebeslieder.

Ein berühmter erotischer Papyrus1 trägt die Nummer 55001 (siehe oben) und befindet sich im Turiner Museum. Champollion2 fand ihn 1824 in der Nähe einer Arbeitersiedlung in Theben. Über die Darstellung war Champollion sehr schockiert. Er fand den Papyrus monströs und obszön. Dieser Papyrus ist leider sehr schlecht erhalten. Er war in Stücke gerissen und wurde wieder zusammengesetzt. Dargestellt werden verschiedene sexuelle Stellungen von Mann und Frau.

Fruchtbarkeitsgott Min

Ein ägyptischer Gott, der gerne mit erigiertem Phallus dargestellt wird, ist Min, ein Fruchtbarkeits- und Zeugungsgott.

Herrin des Hauses

Tradition war im Alten Ägypten wichtig. Die Mütter brachten ihren Töchtern bei, wie sie einen Haushalt zu führen haben. Das blieb über die fast 3000-jährige Geschichte relativ konstant. Geschlechter bezogene Rollenverteilungen waren im Alten Ägypten üblich. Die Frau galt grundsätzlich als „Herrin des Hauses“. Sie kümmerte sich um den Haushalt, die Kinder und hatte oft einen Nebenjob. Je höher ihre Bildung, desto mehr berufliche Möglichkeiten standen ihr offen.

Entscheidung der Braut

Wenn ein Mädchen heiraten wollte, bestimmte sie ihren Bräutigam selbst. Der Vater hatte also nicht – wie in anderen Kulturen – die Entscheidungsgewalt über die Wahl des Bräutigams. Auch schien die Jungfräulichkeit der Braut im Alten Ägypten keinen besonders hohen Stellenwert gehabt zu haben. Vorehelicher Geschlechtsverkehr war also kein Tabu. Es gab sogar Verhütungsmittel, doch wie erfolgreich sie waren, wissen wir nicht.

Eine Ehe zwischen unterschiedlichen Ständen war nicht verboten. Doch glücklicher und erfolgversprechend galten standesgemäße Ehen.

Heirat im Alten Ägypten

Ägyptisches Paar
Männer und Frauen hatten im Alten Ägypten gleiche Rechte.

Trotz aller scheinbaren Freiheiten – wer Kinder haben wollte, musste heiraten. Das Heiratsalter erreichten im Alten Ägypten die Mädchen sehr früh. Ein 15-jähriges Mädchen, welches heiratete, war schon längst volljährig und damit gerade noch rechtzeitig dran. Ein gutes Heiratsalter der Mädchen wurde mit 13 Jahren erreicht. Normalerweise blieb eine altägyptische Ehe monogam, was mit den Finanzen zusammenhängen dürfte. Denn Polygamie war erlaubt, aber sehr selten. Nur höhergestellte Personen konnten sich mehrere Frauen leisten, z. B. der König.

Meistens wurde ein Ehevertrag aufgesetzt, doch man konnte auch ohne solch einen Vertrag heiraten. Die Heirat war ein soziales Phänomen, kein rechtliches. Der Kern der Ehe bestand darin, gemeinsam in einem Haus zu wohnen. Der Staat und die Religion hatten daher mit der Ehe nichts zu tun. Es war auch nicht üblich, dass die Frau den Namen des Mannes annahm. Denn der eigene Name hatte im Alten Ägypten einen sehr hohen Stellenwert. Er war wichtig, für die Prüfung im Totengericht.

Scheidung war möglich

Wenn also ein Paar zusammenlebte, vor den Augen anderer, galt es als verheiratet. Es gab keine Hochzeit und damit auch keinen Hochzeitstag. Demzufolge gab es kein altägyptisches Wort für Hochzeit oder Trauung. Man konnte seine Ehe juristisch mit Urkunden und Verträgen absichern und bestimmte Regelungen beim Tod eines Ehegatten oder bei einer Scheidung bestimmen. Im Fall einer Scheidung vereinbarte man meistens eine Güterverteilung und die Kinder als Erben. Dadurch mussten sie nicht befürchten, durch eine neue Eheschließung benachteiligt zu werden.

Eine Scheidung von Ehen wurde aus ähnlichen Gründen vorgenommen wie heute: Zerrüttung, Ehebruch, Entfremdung, Interessenskonflikte. Eine Trennung konnte für den Ehemann recht teuer werden, denn er übernahm das Schutz- und Sorgerecht vom Vater der Braut.

Doch auch die Frau musste zahlen, wenn sie ihren Mann verließ. Doch meist waren die Männer jene, die wirtschaftlich den Kürzeren zogen. Man nimmt an, dass die Kinder bei ihrer Mutter blieben. Nach einer Scheidung durften beide Ehepartner wieder eine neue Ehe eingehen.

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Quellen und Einzelnachweise