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Menschenopfer im Alten Ägypten

Menschenopfer kommen in den meisten alten Kulturen vor, auch im Alten Ägypten. Doch es gab sie wohl nur in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit, also in der 1. Dynastie. In der 2. Dynastie verschwanden sie.

Über Menschenopfer gibt nur spärliche Informationen. Allerdings hat man einige Gräber gefunden, die offensichtlich auf Menschenopfer hindeuten.

Menschenopfer im Totenkult

Gut Bescheid weiß man über das Menschenopfer im Totenkult. In der Frühzeit wurden nach dem Tod eines Königs (Pharaos) Diener und Frauen in großer Anzahl getötet. Sie wurden neben ihrem Herrn bestattet, denn sie sollten ihn ins Jenseits begleiten und ihm ewige Dienste leisten.

Es sind mehrere Grabanlagen aufgedeckt worden, die sehr klar auf einen gewaltsamen Tod der Beigesetzten hindeuten, u. a. auch 2005 in Abydos. Dort fand man mehrere junge Menschen. Vermutlich wurden sie erdrosselt oder vergiftet. Es scheint aber auch Fälle gegeben zu haben, wo sich die Opfer nach der Bestattung noch bewegten.1

Opfer von Feinden am Grab des Pharao

Man vermutet, dass es nur in der Frühzeit Brauch war, Feinde am Grab des Königs zu schlachten. Dieser Brauch klingt in späterer Zeit nach – durch symbolische Darstellungen. Feinde zu opfern, blieb also im kulturellen Gedächtnis der Alten Ägypter, obwohl man diesen Brauch später nicht mehr ausführte.

Nubier
Die Nubier waren zwar im Alten Ägypten beheimatet, aber zuerst nur eine Randgruppe und im besten Falle geduldet.

Es handelte sich ursprünglich um ein rotfarbiges Volk, den nubischen Troglodyten (auch Trogodyten), welche mit Stricken in einem königlichen Ritual erwürgt wurden. Sie waren Gefangene. Man hatte also nicht nur Gefolgsleute, sondern auch gefangene Ausländer am Grab des Königs geopfert.

Dieses Opfer wurde später abgeschwächt und nur noch symbolisch vollzogen. Ein Beispiel: Man zerschlug Opferkrüge und verfluchte die Landesfeinde. Der Brauch lebte auch symbolisch in Form von Bildnissen fort, die auf alten ägyptischen Siegeln zu sehen sind. Dort wurden gefesselte, auf die Schlachtung wartende Feinde dargestellt. Es handelt sich um 9 Menschen, was „sehr viele Menschen“ bedeutet. Die Zahl 9 steht sogar für die Gesamtheit der Menschen, in diesem Kontext also für alle Feinde.

Menschenopfer im Götterkult

Auch im Götterkult des Alten Ägypten gab es Menschenopfer. Sie wurden auf Wandbildern dargestellt, innerhalb von Tempeln (Edfu, Dendera, Philae). Es gibt sogar Reste eines Altars in Edfu, der für Menschenopfer benutzt wurde.

Man opferte sie dem Osiris oder dem großen Kampfgott Horus. Im ersten Fall setzte man ihnen gerne den Kopf eines Sethtieres auf (typhonische Tiere, die dem Gott Seth zugeordnet wurden), im zweiten Fall wurden sie gefesselt und mit einer Lanze erstochen. Die Menschenopfer verknüpfte man im Götterkult ebenfalls mit der Feindsymbolik, genauso wie das Opfern von Tieren.

Während der Hundstage sollen Menschen öffentlich geopfert worden sein. Dabei handelt es sich wiederum um thyponische, also böse Menschen. Man soll sie sogar verbrannt und ihre Asche in alle Himmelsrichtungen verstreut haben. Das symbolisiert die vollständige Vernichtung der Feinde. Doch es gibt auch Zweifel darüber, ob die Schlachtung tatsächlich stattgefunden hat oder nur symbolisch vollzogen wurde.

Menschenopfer – Geste des Sieges

Menschenopfer im Alten Ägypten
Der König (Pharao) packt seine Feinde am Schopf und holt aus zum tödlichen Schlag.

Es gibt Darstellungen schon in der Vorzeit, wo eine typische ägyptische Siegerpose zu sehen ist. Der König hält einen Feind am Schopf fest und erhebt seine Keule für den finalen tödlichen Schlag. Das Bild ist auch in der Spätzeit zu sehen und hat symbolischen Charakter: Es stellt den König als Sieger über die Feinde, die Ägypten bedrohen, dar.

Doch es kann sich auch um einen ursprünglich tatsächlich stattgefundenen Vorgang handeln. Das bezeugt eine Inschrift, nach welcher Amenophis II. sieben aufrührerische Fürsten mit einer Keule erschlug. Dann werden die Erschlagenen aufgehängt und öffentlich zur Schau gestellt. Diese politische Maßnahme soll auf jene, die eine Rebellion anzetteln wollen, abschreckend wirken. Man spricht hier von einem Siegesopfer, da die Tötung rituell einem Opfer gleicht.

Es gibt einen alten Text, wo beschrieben wird, dass der König die Bewohner des Himmels verschlingt. Er will dadurch seinen Machtbereich im Jenseits erweitern. Manche Deutungen gehen davon aus, dass es im Alten Ägypten, wenn auch nur kurz, Brauch war, von dem Fleisch getöteter Feinde zu essen. Die seelische und leibliche Kraft sollte so auf den König (bzw. auf die Speisenden) übergehen. Doch das sind Vermutungen und werden es wohl auch bleiben.

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Quellen und Einzelnachweise

1 Vgl. Wikinews (zuletzt aktualisiert: 2007, 17. September) „Ägypten: Menschenopfer für den toten Pharao“ (Stand: 31.12.21).

  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 452 bis 455 (Menschenopfer).
  • Helck, Wolfgang und Otto, Eberhard (1999), „Kleines Lexikon der Ägyptologie“, 4. Auflage, MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen, Seite 186 f. (Menschenopfer).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 16. Dezember) Abschnitt über Menschenopfer im Alten Ägypten (Stand: 31.12.21).