Der Weg ist ein wichtiges, kulturübergreifendes Symbol. Gemeint ist oft unser Lebensweg, den wir einschlagen und verfolgen, uns verirren und auf Umwegen wieder zurückgelangen auf jenen (richtigen) Weg, der uns zu unserem Ziel bringen soll.
Weg als Symbol für Dynamik, Unterwegs sein
„Sich auf den Weg machen“ fasst sehr schön mehrere Bedeutungen zusammen, die mit Unterwegs sein, Reisen ins Unbekannte zu tun haben. Es herrscht Aufbruchstimmung, Veränderungen klingen an. Man verlässt etwas, was man vielleicht schon sehr viel früher hätte verlassen sollen. Endlich entsteht Bewegung, eine Dynamik, mit all den damit verbundenen, vielleicht sogar ambivalenten, Gefühlen, wie Aufregung, Freude, Angst, Trauer.
Wer unterwegs ist, muss nicht notwendig ein Ziel haben. Vielleicht ist man auf der Suche nach einem Ziel. Auch das ist in der Symbolik des Weges enthalten. Oder: Der Weg selber wird zum Ziel (Konfuzius: Der Weg ist das Ziel).
Wer sich auf den Weg macht, kann natürlich auch ein klares Ziel vor Augen haben. Vielleicht ist es schwer zu erreichen oder es braucht sehr viel Zeit. Doch man macht sich (endlich) auf den Weg; man rafft sich auf, loszugehen. Ein Beispiel und Symbol für einen anstrengenden Weg ist das Besteigen eines Berges. Der Weg ist sehr eng mit der Bergsymbolik verknüpft.
Ob mit oder (noch) ohne Ziel, unterwegs zu sein, ist immer mit unvorhersehbaren Ereignissen verbunden. Man macht neue Erfahrungen, mit welchen man vorher nicht gerechnet hat. Man erschließt sich den Raum außerhalb des Vertrauten, außerhalb der Heimat. Der Wanderer ist der Prototyp, für jemanden, der sich fremde Wege erschließt. Manchmal macht sich auch ein ganzes Volk auf den Weg ins Unbekannte, wie Israel mit dem Auszug aus Ägypten.
Weg als Symbol für den eigenen Lebensprozess
„Seinen eigenen Weg zu gehen“ ist ein passendes Sprichwort für den eigenen Lebensweg. Damit sind auch innere Entwicklungsprozesse angesprochen. „Sich seinen eigenen Weg zu suchen“ macht die Notwendigkeit, sich zu entwickeln noch deutlicher. Denn es geht primär darum, sich selbst zu verwirklichen und nicht darum, die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Deshalb kann es sich um steinige Wege handeln, um Irrwege und Umwege, um gefährliche Wege an Abgründen entlang, vielleicht sogar um Wege, die in eine Sackgasse führen. Mit Sicherheit werden wir an mehrere Weggabelungen, an Kreuzungen, an sogenannte Scheidewege kommen. Dann müssen wir Entscheidungen treffen. Wer immer auf den sicheren und bequemen Wegen bleibt, der geht in den ausgetretenen Pfaden anderer. Er geht nicht seinen eigenen Weg, denn das bedeutet auch: sich seinen eigenen Weg zu bahnen. Man geht also einen Weg, den vorher keiner gegangen ist. Es ist unser ureigener, selbst gemachter Weg.
Auch das Betreten von Holzwegen passt in diese Symbolik. Denn nach Heidegger verlassen Holzwege eingetretene Pfade, wo viele Menschen entlang gegangen sind. Sie führen hinaus in das Offene, Unbekannte.
Weg als Suche nach dem göttlichen Selbst
Viele Religionen verstehen sich als Lebensweg, als Weg der Erleuchtung. Sie versuchen den Menschen Orientierung, Halt und Anhaltspunkte zu geben, wie sie den richtigen Weg finden oder gar selbst erschaffen. Es geht um einen Heilweg, wobei das Heilwerden darin besteht, sein Selbst zu verwirklichen, sich seinem göttlichen Selbst zu nähern. Es gibt die unterschiedlichsten Bezeichnungen für diesen Prozess.
Das chinesische Tao
Das chinesische Tao bedeutet Pfad oder Weg und verkörpert ein universelles Prinzip, das der Welt zugrunde liegt. Weisheiten und Lebensorientierungen stehen im „Tao Te King“ von Laotse, einem alten Weisen. Im Daoismus bzw. Taoismus (= Lehre des Weges) geht es letztlich um die Suche nach Unsterblichkeit. Dabei ist aber nicht die körperliche Unsterblichkeit gemeint, sondern das Weiterleben nach dem Tod (metaphysisch).
Die Alten Ägypter
Die Ägypter hingegen sehen im Sonnenlauf ihr Vorbild und Lebensweg. Sie wollen – wie die Sonne – unsterblich werden. Die Sonne geht zwar unter und verschwindet in der Unterwelt, doch sie geht auch wieder auf. Nach ihrem Vorbild will der Tote ebenfalls wieder auferstehen und mit den ewigen Göttern auf der Sonnenbarke mitfahren.
Die christliche Religion
Aber auch in der Bibel wird die Bedeutung des Weges als Symbol sehr deutlich, wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ (Johannes, 14,6). Hier spricht Jesus an, warum er auf die Welt gekommen und wieder gegangen ist. Damit untrennbar verknüpft ist sein Leidensweg. Er nimmt den beschwerlichen Weg mit dem Kreuz auf sich und stirbt für die Menschen, um ihnen zu zeigen, dass ein Leben nach dem Tod möglich ist. Dieses Ereignis feiern Christen an Ostern, den Tod und Wiederauferstehung. Es gibt immer noch viele Kreuzwege, v. a. in Bayern, die die Leidensgeschichte Christi erzählen. Oft führen sie auf einen Berg oder auf eine Anhöhe.
Sehr gut in diesem Kontext passt auch der Weg der Heldenreise.
Symbol Weg: Eigene Erfahrungen machen
Wir kennen unsere heutige, schnelllebige Zeit. Die Welt verändert sich in einer rasenden Geschwindigkeit. Wir fahren die Wege, anstatt sie zu gehen. Denn das Auto verschafft uns viel Bewegungsspielraum und überbrückt weite Entfernungen. Dazu baute man breite Wege, asphaltierte Straßen, Autobahnen. Doch das Fahren auf Straßen bedeutet nicht notwendig, Erfahrungen zu machen.
Schnelligkeit suggeriert das mühelose Erreichen von Zielen. Geht es um große Ziele, dann wird es Mühe machen, sie zu erreichen. Ein Ziel kann nur erreicht werden, wenn eigene Erfahrungen gemacht werden. Genau das symbolisiert der Weg. Deshalb müsste es eigentlich statt Er-fahrungen Er-wegungen heißen. Denn es gibt keine schnellen, geradlinigen Wege zu einem persönlichen Ziel, die mal eben durch ein schnelles Gefährt zurückgelegt werden können.
Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklich-sein ist der Weg.
(Buddha)
Man kann sich selber im Weg stehen. Oder jemand hat einem Steine in den Weg gelegt. Dann wird der Weg steinig. Es gibt aber auch dornige Wege. Beides sind keine leichten Wege. Jemanden jedoch den Weg ebnen oder bereiten, erleichtert seinen Weg, wenn auch vielleicht nur ein kleines Stück weit. Auf alle Fälle wird man sich einiges aus dem Weg räumen müssen, vor allem dann, wenn einem etwas in den Weg gelegt wurde. Sich einen Weg offen halten, klappt meistens nur eine kurze Zeit, bis man eine Entscheidung getroffen hat. Wer jemanden nicht über den Weg traut, wird auch keinen Teilabschnitt mit ihm zusammen gehen wollen. Der bequeme Weg ist nicht immer der leichteste Weg. Und der leichteste Weg ist nicht immer der beste Weg. Jedenfalls wird jeder Mensch den Weg alles Irdischen gehen.
Das Labyrinth als Weg
Es handelt sich beim Labyrinth um ein Symbol des Weges, das immer in die Mitte führt – völlig unabhängig davon, wo ein Mensch entlang geht. Entgegen vieler Definitionen ist das Labyrinth kein Irrgarten mit Sackgassen und fehlgeleiteten Wegen. Sofern man also nicht umkehrt, erreicht man sein Ziel, die Mitte, früher oder später, sofern man in Bewegung bleibt.
Machen wir uns also auf den Weg 🙂
Quellen
- Kuptz-Klimpel, Annette: symbolonline (zuletzt bearbeitet 2015, 29. Oktober) „Weg“ (Stand: 26.12.21).
- Kirchhoff, Hermann (2000), Ursymbole, (Stand: 25.12.21).
- Beitragsbild: Holzweg im Wald, Adobe Stock.
- Weg auf dem Bergkamm, Adobe Stock.
- Wegkreuzungen, Adobe Stock.
- Sonnenlauf, Adobe Stock.
- Leidensweg Christi, Pixabay.
- Steiniger Weg, Adobe Stock.
- Mini-Labyrinth, Adobe Stock.