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Wie uns die alten ägyptischen und griechischen Götter prägen und begleiten

Es gibt heute viele Redewendungen und Bezeichnungen, die sich auf die Mythen der antiken Götter und Helden des alten Griechenlands beziehen. Kaum einer weiß, dass die alten Griechen die ägyptischen Götter mit ihren griechischen Göttern gleichsetzten. Warum uns heute beide Religionen noch so faszinieren und emotional berühren, hat einen ganz einfachen Grund.

Um das zu verstehen, lohnt sich ein kurzer Blick zurück zu ihren gemeinsamen, geschichtlichen Wurzeln.

Geschichtliches – Ägypten und Griechenland

Frau mit Ähren in der Hand - in der griechischen und ägyptischen Welt der Götter
Relief: Ägypterin hält Ähren in ihren Händen.

Im Jahr 332 v. Chr. besiegte Alexander der Große die Besatzungsmacht der Perser in Ägypten. So fiel Ägypten den Griechen zu und beide Religionen begannen sich miteinander zu verbinden. Alexander der Große galt als Sohn des Gottes Ammon. Er wurde zum legitimen Herrscher über Ägypten.

Seine Nachfolger (304 bis 30 v. Chr.) wurde die Dynastie der Ptolemäer, gottgesandte Heilskönige, die der persischen Gewaltherrschaft über Ägypten ein Ende bereiteten. Die ägyptischen Tempel wurden wiederhergestellt, ebenso der Tierkult (welcher dem ägyptischen Volk sehr nahe stand) und die Götterbilder. Die Bemühungen waren groß, ägyptische und griechische Traditionen zu verknüpfen in ihrer gesamten Bandbreite: religiös, kulturell und politisch.

Ausbreitung des ägyptischen Kultes

Der Kult der ägyptischen Götter breitete sich im gesamten Mittelmeerraum aus. Verantwortlich dafür waren Händler, Seeleute und Reisende. Man verehrte Isis mit dem Gott Sarapis (der sich aus Osiris entwickelte), Anubis (den Totengott) und Harpokrates (Horus als Kind).

In diesem Kult der altägyptischen Mythen und Rituale verbanden sich die Mysterien der Demeter von Eleusis (griechische Göttin der Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides und der Saat) und die Mysterien von Dionysos (griechischer Gott des Weines, der Freude, Ekstase). Es handelte sich um Initiations- und Weiheriten, die einmal im Jahr abgehalten wurden, geheim waren und – ähnlich wie das Sakrament – eine Begegnung und Erfahrung mit dem Göttlichen bedeuteten.

Ähnlichkeit der Götter- und Menschenwelt

Gott des Meeres in der Welt der Ägyptischen und Griechischen Götter
Poseidon – griechischer Gott des Meeres und Bruder des Zeus

Eine Gemeinsamkeit der griechischen und ägyptischen Götter besteht darin, dass sie ganz ähnlich leben wie die Menschen. Daher sind sie uns so nahe. Die Götter lieben und streiten sich, sie kämpfen gegeneinander und wollen ihren Herrschaftsanspruch durchsetzen. Es gibt Götter, die uns für bestimmte Rollen als Vorbild dienen, z. B. die Muttergottheit Isis oder ihre griechische Entsprechung: Demeter. Andere Götter sind für die Fruchtbarkeit des Landes und der Menschen zuständig. Wieder andere herrschen gerecht und sorgen sich um das Wohl ihres Volkes. Auch vor dem Tod macht die Götterwelt nicht halt. Sie erzählt uns etwas darüber, was nach dem Tod passiert und für welche Fehltritte wir dann geradestehen müssen.

Die Götterwelt der griechischen und ägyptischen Götter ist der Menschenwelt also sehr ähnlich und dient ihr als Vorbild und Orientierung. Das erzählen uns auch die verschiedenen Mythen und Geschichten über das Schaffen, Schicksal und Wirken von Göttern und Helden. Kein Wunder also, dass uns auch heute die ägyptische und griechische Götterwelt sehr nahestehen. Das zeigt sich unter anderem primär in der griechischen Symbolik, die immer noch aktuell ist.

Griechische Götter in der Welt der Menschen

Apollo
Apollon – griechischer Gott der Künste, der Musik und Dichtkunst …

Es gibt heute viele sprachlichen Ausdrücke, die von den Göttern selbst oder aus ihren Mythen entnommen wurden. Ihre Wurzeln sind also uralt.

Amor, Aphrodite und Achilleus

Wenn der Pfeil des Amors trifft, sind zwei Menschen dabei, sich, manchmal sogar unsterblich, ineinander zu verlieben. Wenn wir einen Mann als Adonis bezeichnen, dann deshalb, weil er so gut aussieht. Denn der Geliebte der schönen Aphrodite hieß Adonis. Achilleus ist im Mythos ein fast unverwundbarer Held, aber eben nur fast. Sein Schwachpunkt ist seine Ferse, wo ihn dann auch ein Pfeil von Paris trifft. So erhielt die Stelle am Fuß ihren Namen: Achillesferse.

Die Frauen des Krieges – die Amazonen

Noch heute nennt man Frauen, die ihre Schönheit durch Stärke und Kampfbereitschaft zeigen, Amazonen. Die Amazonen waren ein wildes und kriegerisches Volk. Sie waren nicht nur gute Reiterinnen, sondern auch hervorragende Kämpferinnen.

Es gibt zu dem Volk der Amazonen eine altägyptische Erzählung, die auf einem Papyrus aus römischer Zeit festgehalten wurde (zwei bruchstückhafte Fassungen). Die Erzählung handelt von historischen Personen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Das „Land der Frauen“ lag im Vorderen Orient. Ein ägyptischer Fürst namens Petechonsis bekämpfte die dort lebenden Amazonen. Allerdings verliebte er sich in die dort herrschende Königin und half dann den Amazonen gegen die einfallende Armee Indiens.1

Das Volk der Amazonen war bekannt für ihre Streitlust. Sie waren bedingungslos bereit, sofort in den Krieg zu ziehen, wenn es um die Verteidigung ihres Volkes ging. Hier kann man noch mehr Wissenswertes über antike, griechische Götter erfahren.

Schön wie Aphrodite

Wer von einer aphroditischen Schönheit spricht, meint eine Frau, die sich durch ihre makellose Schönheit deutlich von anderen abgrenzt. Und dies geht auf die Geschichte der schönen Aphrodite zurück. Denn sie war, wenn man den vielen Sagen um sie herum Glauben schenkt, ein wunderschönes Geschöpf. Männer verfielen ihr schon beim ersten Anblick.

Nicht umsonst steigern die Mittel mit aphrodisierender Wirkung das Liebesleben und machen Lust auf mehr. Aphrodite steht also auch allgemein für Sinnesfreuden.

Mit Argusaugen sehen

Argusaugen auf dem Pfau - in der griechischen und ägyptischen Welt der Götter
Die 100 Augen des Argus auf dem Pfau.

Wenn wir davon sprechen, dass wir etwas oder jemanden mit Argusaugen betrachten sollten, bedeutet dies, dass wir nicht nur genau hinsehen sollten, sondern konzentriert und mit geschärftem Blick, damit uns nichts, aber auch gar nichts entgeht. Die Aufforderung, etwas mit Argusaugen zu betrachten, beinhaltet eine Warnung, dass hier eine „normale“ Wahrnehmung nicht mehr ausreicht. Denn etwas soll nicht aus den Augen gelassen – es soll unermüdlich und unaufhörlich beobachtet werden.

Der Ausdruck „Argus“ bezieht sich auf den 100-äugigen Riesen gleichen Namens, der alles sieht und dem nichts entgeht. Er war ein Diener von Hera, der Gattin von Zeus. Er sollte aufpassen, damit ihr Zeus nicht mit seiner Geliebten untreu wird. Da Argus über so viele Augen verfügte, konnte immer ein Augenpaar schlafen und sich erholen, während die anderen wachsam blieben. Leider wurde der Riese getötet und die trauernde Hera überführte seine Augen in das Federkleid eines Pfaus.

Die Sisyphos-Arbeit

Von einer Sisyphos-Arbeit spricht man, wenn eine Aufgabe zu bewältigen ist, die von vornherein so schwierig, umfangreich und aussichtslos ist, dass sie niemals erledigt sein wird. In der griechischen Sage muss Sisyphos (auch Sisyphus) einen schweren Felsbrocken einen steilen Hang hinaufrollen. Doch der Felsbrocken bleibt nicht oben, sondern rollte immer wieder herunter. Sisyphos rollte ihn also wieder hoch. Das wiederholt sich bis in alle Ewigkeit.

Bin ich Krösus?

Der lydische König Krösus soll so reich gewesen sein, dass er seinen Reichtum nicht mehr erkennen und daher schätzen konnte. Tatsächlich hatte Krösus in der Antike gelebt, um 590 v. Chr. In Anlehnung an ihn wird heute ein sehr reicher Mensch, der im Luxus lebt, als Krösus bezeichnet.

Die heutige Redewendung „Bin ich Krösus?“ ist eher eine abwehrende Reaktion. Damit wird ausgedrückt, dass man nicht bereit ist, den finanziellen Ansprüchen oder Forderungen nachzukommen.

Narzissmus

Narzissmus
„Narziss“ – Ölgemälde von Caravaggio, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Rom2

Ein Narzisst ist jemand, der sich selbst am meisten liebt und von sich überzeugt ist. Diese Selbstverliebtheit, Selbstbewunderung und Eitelkeit geht auf die Geschichte von Narziss aus der Antike zurück, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte und an dieser Liebe zugrunde ging. Meistens ist mit diesem Begriff ein negatives Werturteil verbunden über Menschen, die nur sich selber „wertschätzen“.

Odyssee

Als „Odyssee“ wird meistens eine Reise oder eine Fahrt bezeichnet und bewertet, bei welcher sehr viele unvorhersehbare Hindernisse überwunden werden mussten. Daher dauerte sie viel länger als ursprünglich gedacht. Das kann aber auch daran liegen, dass man sich verfahren hat und den richtigen Weg nicht mehr so schnell findet.

Das passt zum Ursprung des Wortes, denn die Irrfahrten von Odysseus stellten ihn vor vielen, fast unlösbaren Herausforderungen, die der griechische Held aber alle erfolgreich bewältigte.

Die Olympischen Spiele der Antike

Die Olympischen Spiele der Antike3 haben sehr alte Wurzeln und waren schon damals ein sehr bedeutendes Sportereignis. Sie fanden alle 4 Jahre statt (nach Ablauf einer Olympiade). Archäologisch sind sie seit 700 v. Chr. nachweisbar. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind sie jedoch älter. Als sportliche Wettkampfveranstaltung haben sie es (mit Pausen) bis in die heutige Zeit hinein geschafft.

Es gibt noch unzählige weitere Beispiele, die immer wieder auf die Mythen und Geschichten über, mit oder rund um die griechischen Götter der Antike zurückgeführt werden können. Die griechischen Götter und Helden sind also auch heute noch immer mitten unter uns.

Entsprechungen der griechischen und ägyptischen Götter

Zeus
Der Griechische Gott Zeus ist der oberste olympische Gott

Weiter oben wurde gesagt, dass die griechischen und ägyptischen Götter ähnlich zusammenleben, wie wir Menschen. Denn auch sie lieben, streiten und versöhnen sich. Das ist Thema vieler ägyptischer Mythen. Neben dieser Ähnlichkeit gibt es eine weitere wichtige Parallele. Bei beiden handelte es sich um eine polytheistische Religion. Das bedeutet, dass viele Götter verehrt wurden, im Gegensatz zum Monotheismus, z. B. dem christlichen Glauben, wo nur ein Gott verehrt wird.

Da es in beiden Religionen viele Götter gab, welche für die unterschiedlichsten Bereiche des Lebens zuständig waren, lag es für die alten Griechen nahe, die ägyptische Entsprechung zum griechischen Gott zu finden. Dass wir heute darüber Bescheid wissen, haben wir Herodot zu verdanken, der Ägypten in der Mitte des 5. Jahrhunderts höchstwahrscheinlich selbst bereist hat. Er hat der Nachwelt unglaublich viele Aufzeichnungen über die griechische Sicht der ägyptischen Götter hinterlassen.

Einige Übersetzungen bzw. Entsprechungen, wobei die griechischen Götter zuerst genannt werden, dann die ägyptischen Götter:

Die Übersetzungen bzw. Entsprechungen sollten dazu dienen, die ägyptische Götterwelt und damit die ägyptische Kultur besser zu verstehen. Die alten Griechen waren beeindruckt, von der Jahrtausenden alten Tradition der Ägypter. Trotz kultureller Differenzen und unterschiedlicher Lebensweisen, wurde durch die Berührung beider Götterwelten eine Art interkulturelle Akzeptanz geschaffen.

Darüber hinaus lernten beide voneinander. Die Griechen übernahmen den ägyptischen Kult und umgekehrt. Griechen konnten sogar ägyptische Priesterämter übernehmen. Es gibt auch ein Zeugnis darüber, dass ein Ägypter Priester der griechischen Göttin Demeter war. Die Lebenswelt beider Kulturen berührten sich nicht nur, sie vermischten und inspirierten sich gegenseitig.

Quellen

  • „Aphrodite“ Beitragsbild von Pixabay.
  • „Ägypterin mit Ähren“ Bild von Pixabay.
  • „Poseidon“ Bild von Pixabay.
  • „Apollo“ Bild von Pixabay.
  • „Pfau“ Bild von Pixabay.
  • „Zeus“ Bild von Pixabay.