Im Mythos vom gefräßigen Meer geht es um die Unersättlichkeit des Meeres. Die Menschen und Götter im Alten Ägypten fürchten das Meer und versuchen es zufriedenzustellen.
Vermählung mit der Erde
Ptah versprach der Erde (Geb), sie mit dem Himmel (Nut) zu vermählen. Die Erde war sehr froh darüber und lobte Ptah für dieses Geschenk. Nach sieben Tagen kam der Himmel herab, um sich mit der Erde zu verbinden. Daraufhin wurde das Meer sehr wütend. Es begab sich zu Ptah und sagte ihm, dass es die Erde begehrt. Es wollte ebenfalls mit der Erde vermählt werden. Ptah war ratlos.
In seiner göttlichen Weisheit ließ er einen Thron auf der Erde errichten. Der Thron war so hoch wie der Himmel. Das Meer sollte den Thron besteigen, was das Meer auch tat. Es ließ sich auf den Thron nieder und verlangte nun von der Erde Hochzeitsgaben. Die Erde strengte sich fürchterlich an, das Meer zufriedenzustellen, schaffte es aber nicht.
Unersättlichkeit des Meeres
Der Himmel sah betroffen zu und entschied sich zu helfen. Er streckte seinen Arm herab. Dieser Arm waren die Menschen, die aufgrund der von ihnen erwarteten Anstrengungen in der Last der Arbeit stöhnten.
Auch die anderen Götter sahen dem Ganzen mit Groll zu. Sie sahen, wie das Meer sich des Goldes und des Silbers, der Edelsteine und aller Schätze der Erde bemächtigte. Sie konnten aber nicht eingreifen, denn sie alle fürchteten das Meer.
Die Schönheit von Astarte
Die Erntegöttin Thermutis, die von allen am meisten unter dem Meer zu leiden hatte, riet den Göttern Folgendes. Die Göttin Astarte, Tochter des Ptah soll zum Meer geschickt werden. Durch diese Gabe soll das Meer endgültig versöhnt werden. Alle stimmten diesem Vorschlag erleichtert zu.
Ein Vogel wurde zu Göttin gesandt, der ihr den Wunsch der Götter überbrachte. Sie soll sofort zu den Göttern kommen. Der Vogel erledigte seine Aufgabe und kam kurze Zeit später mit der jugendlichen Göttin zurück.
Die versammelten Götter trugen Astarte ihren Wunsch vor. Astarte soll sich dem Meer preisgeben und so die Lasten des Meeres von Ägypten abwenden. Die Göttin willigte ein. Sie begab sich zum Saum des Meeres. Sie legte ihre Kleider ab und bot sich nackt in ihrer Schönheit dem Meer dar. So einigte sie sich schnell mit dem Meer. Sie ging zurück zu den Göttern, um ihnen die Botschaft mitzuteilen.
Der Brautpreis für Astarte
Als die Götter sahen, dass Astarte wohlbehalten und lächelnd zurückkam, erhoben sie sich. Astarte wurde feierlich und festlich begrüßt. Astarte nannte den Brautpreis, den das Meer verlangte. Darauf hin wurden die Gesichter der Götter lang und ihr Mut sank. Denn alle Anstrengungen waren umsonst gewesen. Das Meer begehrte, dass das Gewicht der Erde in Gold und Silber aufgewogen werden sollte.
Die Menschen und Götter mussten also weiter schuften. Sie plagten sich sehr, verarmten aber immer mehr. Die Forderungen blieben unerfüllt und das Meer erhob sich. Es nahm sich mit Gewalt, was es wollte. Es zerstörte die Felder, Deiche und Häuser der Menschen.
Endlich raffte sich der Gott Seth auf und schlug das Meer mit dem Beistand der anderen Götter zurück. Er verbannte es aus den beiden Ländern an die Grenzen der Welt.
Im Mythos vom gefräßigen Meer wird es als unberechenbar und gierig beschrieben. Die Menschen und Götter hatten dem Meer nichts entgegenzusetzen, außer es als Grenze und als nicht bezwingbar zu akzeptieren.
Quellen
- Beitragsbild von Roger Mosley auf Pixabay.
- „Welle.“ Bild von Schäferle auf Pixabay.
- „Tsunami.“ Bild von Smim Bipi auf Pixabay