Im Alten Ägypten hielt sich der Kiebitz im Niltal auf, um dort zu überwintern. Dieser Vogel liebt Feuchtwiesen, Heiden und Moore. Es handelt sich um einen Zugvogel, der aus Europa stammt. Kiebitze tauchten bei ihrem Winterquartier immer in großer Anzahl auf.
Unverkennbares Flugbild
Der Kiebitz hat auffällig breite und gerundete Flügel. Im Flug mehrerer Kiebitze sieht man ihre schwarze Ober- und weiße Unterseite im Wechsel sehr gut, aufgrund des großes Farbkontrastes. Das macht ihr Flugbild unverkennbar und charakteristisch, auch aus weiter Ferne. Dabei nahm der Alte Ägypter den Flug dieser großen Vogelscharen als taumelnd-flatternd wahr. Hinzu kamen ihre – für ägyptische Ohren – anklagenden, langgezogenen Laute.
Deshalb sah der Alte Ägypter in ihm einen „tollpatschigen Klagevogel im Schlamm“. Kiebitze waren wohl nur in Unterägypten bekannt, nicht in Oberägypten.
Ägyptische Glyphe eines Kibitz
Es gibt eine ägyptische Glyphe, die eindeutig als Kiebitz erkennbar ist. Sie bedeutet „Ausländer“ (Rechit). Es handelt sich dabei um jene Ausländer, die zu einem gewissen Teil integriert und toleriert wurden. Sie waren die Untertanen des Pharaos.
Dafür stand auch die Glyphe, nämlich für die Toleranz von Fremden, denen aber mit Vorsicht und häufig auch Misstrauen begegnet wurde.
Bedeutungen von Rechit
Im Alten Ägypten wurde der Kiebitz als Synonym sowohl für den Namen des Volkes der Rechit als auch für die Kennzeichnung einer „unterwürfigen Klasse“ verwendet. Insofern verwundert es nicht, dass die Bezeichnung „Rechit (Kiebitz)“ zunächst (auch) ein Spottname war.
Rechit im Bedeutungswandel
Der Begriff „Rechit“ (auch Kiebitzvolk, Volk, Menge) erfuhr über die Jahrtausende einen Bedeutungswandel. In der frühdynastischen Zeit wurde ein Volk Rechit genannt. Es war im nördlichen Nildelta ansässig. Woher das Volk der Rechit kam, ist unbekannt, denn sie zählten am Anfang des dritten Jahrtausends v. Chr. noch nicht zum Volk der Ägypter.
Später, nach dem Zusammenbruch des Alten Reiches gab es einen Bedeutungswandel hinsichtlich des Begriffes „Rechit“. Das hatte auch mit religiöser Neuorientierung zu tun. Ab dem Mittleren Reich gab es eine Gottheit namens Rechit. Als eigenständiges Volk traten die Rechit nicht mehr in Erscheinung. Dennoch wurden sie ab dem Neuen Reich mit Horus verknüpft. Das war ein relativ großer mythologischer Wandel. Mit dem Wort „Rechit“ wurden nun alle Untertanen bezeichnet. Er entwickelte sich also selbst zu einem Oberbegriff.
Quellen
- Beitragsbild, Pixabay.
- Charakteristisches Flugbild, Pixabay.
- Foto: Kiebitz auf der Wiese, Pixabay.
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 13. September) „Rechit“ (Stand: 26.11.21).
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2006, 21. September) „Kiebitz (Art)“ (Stand: 26.11.21).