Das Schwein wurde im Alten Ägypten in Herden gehalten und gezüchtet. Denn es spielte im wirtschaftlichen Leben zweifellos eine wichtige Rolle.
Selbst die Tempel besaßen Schweine in großen Mengen. Doch abgesehen von landwirtschaftlichen Abbildungen sind kaum Bilder und Überlieferungen über Schweine zu finden. Der Alte Ägypter schien Abbildungen über Schweine zu vermeiden.
Schwein als unreines Tier
Das Schwein galt im Alten Ägypten als unrein. Denn es war wild und gefräßig. Das war der Grund, warum man es mied, darüber zu sprechen. Wer ein Schwein aus Versehen berührte, galt als unrein und musste sich baden.
Folglich waren auch die Schweinehirten unrein. Deshalb bildeten sie eine gesonderte Kaste und durften Heiligtümer nicht betreten. In einer Vorhalle eines Tempels (von Talmis) ist noch heute ein Dekret zu finden, wo die Besitzer aufgefordert werden, ihre Schweine von der Umgebung des Tempels fernzuhalten.
Schwein als Tier des Seth
Das Schwein war ein Feind der Götter. Deshalb konnte es nicht ausbleiben, dass es im Laufe der Zeit zu der Gefolgschaft des Seth zählte. Hinzu kam, dass das Schwein aufgrund seiner äußerlichen Merkmale dem Nilpferd ähnelte, das ebenfalls ein Tier des Seth war.
Früh wurde das Schwein zu einer Gestalt des Seth. Nach einer Erzählung verwandelte sich Seth in ein schwarzes Schwein. Als Horus dieses Schwein ansah, erkrankte sein Auge. Allein der Anblick schädigte sein Auge (-> Horusauge).
Schwein als Opfer an Mondfesten
Die Verletzung des Mondauges von Horus verweist auf eine bestimmte Beziehung des Schweins zum Mond. Denn das Schwein soll beim Abnehmen des Mondes sehr lebhaft werden. Auch seine Gattungszeit fällt in diese Phase des Mondes.
Obwohl das Schwein meist als Opfer verpönt war, da es als unrein galt, schlachtete man es bei Mondfesten (Vollmond). Dann brachte man es den Mondgöttern dar – Isis und Osiris. Denn das Schwein war nicht nur der Feind der Sonne, sondern auch der Feind des Mondes. Ein Teil des Fleisches wurde zu diesen Gelegenheiten verzehrt. Man vermutet aber, dass es von Menschen, die auf rituelle Reinheit achteten, insbesondere der Priester, gemieden wurde.
Nut als säugende Muttersau
Das Schwein taucht im Alten Ägypten positiv in Zusammenhang mit der Göttin Nut auf. Nut nimmt die Gestalt eines Schweins an, um ihre Kinder, die Sterne, zu verschlingen. Dieser Mythos soll erklären, warum die Sterne (tagsüber) verschwinden. Er knüpft an die Beobachtung der alten Ägypter an, dass Schweine ihre Jungen fressen. Heute wissen wir, dass Schweine dieses Verhalten nur dann zeigen, wenn man sie in großen Mengen hält, bei gleichzeitigem Platzmangel der Tiere. Das scheint im Alten Ägypten der Fall gewesen zu sein.
Der Mythos erzählt weiter, dass Nut ihre Sternkinder nächtlich wieder gebiert – es bleibt also nicht beim Verschlingen. Deshalb wird Nut gerne als säugende Muttersau dargestellt, mit vielen munteren Ferkeln. Nur in diesem Kontext wird die Muttersau als lebensspendende Fruchtbarkeit dargestellt. Manche Ägypter haben dieses Bildnis auf einem Amulett um den Hals getragen. Denn es ist zu einem Glückszeichen geworden.
An die Stelle der Nut wurde im Laufe der Zeit Isis gesetzt. Das bezeugen Amulettbilder mit der Muttersau (mit oder ohne Ferkel), auf denen der Isisname eingraviert wurde.
Quellen
- Beitragsbild: Schwein in der Wiese, Pixabay.
- Schweineherde, Pixabay.
- Schwarze Schweine, Pixabay.
- Muttersau mit Ferkeln, Pixabay.
- Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 690 f. (Schwein).
- Owusu, Heike (1998), „Symbole Ägyptens“, Schirner Verlag, Darmstadt, Seite 289 (Schwein).