Min ist ein ägyptischer Zeugungs- und Fruchtbarkeitsgott (Vegetationsgott). Er war also nicht nur für die Menschen, sondern für alles, was lebt, zuständig. Er gehört zu den Hauptgöttern des Alten Ägyptens. Ihm wurde der weiße Stier zugeordnet.
Bildliche Darstellung von Min
Min ist ein Gott der Zeugung. Dazu passt seine bildliche Darstellung. Er wird rein menschlich abgebildet, mit meist geschlossenen Beinen und erigiertem Glied. Seine linke Hand umfasst sein Glied, seine rechte trägt die Geißel als Zeichen seiner Herrschaft. Oft ist sein rechter Arm auch erhoben.
Ein häufiger Beiname, der ihm gegeben wird, ist „Armeheber„. Sein Kopf ist meistens mit einer Kappe bedeckt, von der aus ein Band über seinen Rücken lang herabfällt. Zwei lange Federpaare krönen mitunter sein Haupt. Er wird auch „der mit dem hohen Federpaar“ genannt.
Ihm wurde ein weißer Stier zugeordnet. Man verehrte ihn aber selbst nicht als Stier. Dennoch passt das Tier gut zu seiner Funktion als Fruchtbarkeitsgott, denn er ist „der Stier, der auf den Frauen ist und Samen schafft, den Göttern und der Göttin„. Er ist des Weiteren „der Gatte, der die Frauen mit seinem Gliede befruchtet.“
Ägyptischer Fruchtbarkeitsgott
Als Vegetations- bzw. Fruchtbarkeitsgott spendet er sämtliche Nahrung. Man feierte für und mit ihm große Erntefeste. Bei einem Erntefest führte sein Stier, mit Federn geschmückt, die Prozession an. Min selbst befindet sich in der Prozession direkt hinter ihm. Seine Zeugungskraft beschränkt sich also nicht nur auf die Menschen, sondern befruchtet auch das Land, auf dem alles wächst.
Min wurde von den Griechen mit dem Gott Pan gleichgesetzt. Mit ihm hatte er mehr gemeinsam, als seine Zeugungskraft.
Seine ursprüngliche Heimat war in Achmim (Panopolis). Er kam jedoch sehr früh nach Koptos, nahe der Wüste. Daher wurde er mit der Wüste und dadurch mit den Fremdländern in Verbindung gebracht.
Dadurch ergaben sich einige Parallelen zu Pan. Denn auch Pan wurde als Schutzgott verehrt. Er geleitet die Wanderer sicher durch die gefährlichen Wüstenwege. Denn in Koptos verließ die Wüstenstraße zum Roten Meer das Niltal. Man stellte sie unter seinen Schutz.
Min ist im Laufe der Zeit zum Schöpfergott geworden. Das ist eine konsequente Weiterentwicklung seines Wesens. Denn als Gott der Zeugung und der Fruchtbarkeit lag es nahe, ihn am Anfang der Schöpfung zu stellen. So erschuf er die Götter, machte die Erde, die Menschen und das Vieh. Des Weiteren hält er alle Dinge am Leben.
Min – weltlicher Herrscher
Die Geißel, welche er in seiner Hand hält, macht ihm zum weltlichen Herrscher. Er erhielt den Titel „König der Götter„. Auch das passt gut zu seiner Aufgabe, das Land und die Menschen zu befruchten.
Er verschmolz mit einigen anderen Göttern. Eine wichtige Verschmelzung war die mit Horus. Sein erhobener Arm wurde nun, neben dem Tragen des Himmels, als eine Geste des Kampfes gedeutet. Sein Glied wurde als Trophäe des Seth verstanden, welche ihm Min im Kampf entriss. In der Legende des Kampfes zwischen Seth und Horus nahm er die Rolle des Horus ein. Auch mit Osiris hatte er einiges gemein, denn auch Osiris war zur Zeit seiner weltlichen Herrschaft ein Fruchtbarkeitsgott. So wurde Min durch die Verschmelzung mit Horus ein Sohn von Isis. Andererseits wurde er auch zu Osiris. Denn in ihm vereinigen sich der Sohn Horus und sein Vater Osiris als weltlicher Herrscher.
Auch mit Re verschmolz er, was damals üblich war, wollte man einen Gott erhöhen und seine Wichtigkeit unterstreichen.
Eine weitere Verschmelzung erfolgte in der zweiten Zwischenzeit mit Amun zu Min-Amun, Amun-Min bzw. Min-Kamutef (Min, Stier seiner Mutter).
Beziehung zum Mond
Er hatte eine enge Beziehung zum Mond. Woher diese kam, ist unklar geblieben. Man brachte ihn mit dem Neumond in Verbindung. Entsprechend wurde an jedem Neumondtag eine Prozession gefeiert. In Achmim hatte er ein Heiligtum, welches das Mondhaus hieß. Hier tauchte der Mythos vom verschwundenen Mondauge auf. Min selbst machte sich auf den Weg, um das verschwundene Horusauge zu suchen und zurückzubringen.
Quellen
- Beitragsbild: Weißer Stier, Pixabay.
- Min – Fruchtbarkeitsgott, Wikimedia.
- Der griechische Gott Pan, Pixabay.
- Min mit erhobenem Arm, Wikimedia.
- Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 461 bis 467 (Min).
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 20. April) „Min (ägyptische Mythologie)“ (Stand: 31.10.21).