Apis, ägyptischer Gott der Fruchtbarkeit, ist der heilige Stier seiner Heimat Memphis. Er war ein sehr wichtiger und bekannter Gott, doch gegen die großen Götter konnte er sich nicht durchsetzen. Man verehrte Apis im lebendigen Stier, welcher bestimmte Merkmale aufweisen musste.
Gott der Fruchtbarkeit
Die Alten Ägypter verehrten Apis ursprünglich wegen seiner Zeugungskraft. Das traf auf alle Stierkulte im Alten Ägypten zu. Apis Charakter und seine Funktionen wurden jedoch im Laufe der Zeit erweitert.
Die Frauen entblößten sich vor Apis, was auf seine Funktion als Gott der Fruchtbarkeit hindeutet. Der Tote wurde manchmal durch einen Phallus dargestellt, der mit Apis identifiziert wurde, was ebenfalls darauf hinweist.
Da Ptah der Stadtgott von Memphis war, konnte eine Verbindung zwischen den beiden nicht ausbleiben. Doch Apis blieb Ptah untergeordnet. Apis wird in einem Text als Seele (Ba) von Ptah angesprochen. Apis ist die „herrliche Seele, des Ptah“. Man deutete Apis auch als eine Erscheinungsform des Ptah.
Apis wurde ein Beiname gegeben, der auf die Göttin Maat hinweist. Die Bedeutung dieses Beinamens weist auf eine weitere Aufgabe hin. Apis hatte für den richtigen Vollzug des Kultes zu sorgen. Das impliziert den Opferdienst. Auch seine Rolle als Fruchtbarkeitsgott hat mit Opfern und Speisen zu tun. In manchen Tempelbildern der griechisch-römischen Zeit wird er als Opferträger dargestellt.
Darstellungen von Apis
Apis wird meist als Tier dargestellt. Er trägt die Sonnenscheibe und einen Uräus zwischen seinen Hörnern. In manchen Darstellungen ist er als Mensch zu sehen, allerdings mit dem Kopf eines Stieres. In der Funktion eines Totengottes gibt es von ihm Abbildungen, wo er die Mumie auf seinem Rücken trägt, um sie zum Grab zu bringen.
Apis – lebendiger Kult des Stieres
Als ägyptischer Gott der Fruchtbarkeit wurde Apis als lebender Stier an einer Stätte verehrt, die man Apieion nannte. Sie lag unmittelbar am Tempel des Ptah. Diese Stätte bestand aus einem Stall und einem Hof, in dem sich Apis zu bestimmten Zeiten der Öffentlichkeit zeigte.
Das Verhalten des Stieres deutete man als Orakel. Die Mutter des Stieres, Apismutter genannt, wohnte ebenfalls innerhalb der Stätte. Ein Tor wurde an der Ostwand des Stalls und ein Tor an der Westwand des Stalls eingebaut. Nur der tote Stier wurde zum Westtor hinausgetragen. Der lebende Stier schritt durch das Osttor, um sich den Menschen zu zeigen. Das geschah z. B. bei Festen. Apis verließ manchmal den Tempelbezirk, um sich den Prozessionen anzuschließen oder anderen Göttern Besuche abzustatten. Es gab für Besuchszwecke Gebäude, wo der heilige Stier als Gast wohnte.
Auswahl des Apis Stieres
Die Auswahl des lebenden Apis-Stiers geschah aufgrund bestimmter Merkmale. So hatte der Stier eine dreieckige Blesse auf seiner Stirn. Der Rücken des Stieres musste vermutlich schwarz sein. Bildliche Darstellungen legen das nahe. Des Weiteren hatte der Stier Flecken an bestimmten Stellen, die bestimmte Bedeutungen hatten.
Der Apiskult umfasste sämtliche Kühe, die einen Apis-Stier geboren hatten. Sie standen unter dem besonderen Schutz und Pflege der Priester. Wahrscheinlich wurden auch sie verehrt. Apis hatte einen Harem. Über die Auswahl der Kühe ist jedoch nichts Näheres bekannt. Sie waren gemischt, d. h. fleckig oder weiß. In Schriften ist davon die Rede, dass der Tote die Kälber von Apis sehen will. Daher vermutet man, dass auch die Kinder von Apis verehrt wurden. Des Weiteren werden Priester erwähnt, die im Totenreich für die verstorbenen Apis-Kinder zuständig sind. Man fand bisher keine Mumien von Stieren.
Das Apis-Fest
Es gibt einige Überlieferungen über die Prozessionen mit Apis. Man bezeichnete sie als „Auslauf des Apis“. Vermutlich wurden dadurch die Felder und Herden gesegnet. Apis wird hier als ägyptischer Gott der Fruchtbarkeit angesprochen. Der Lauf des Apis wird aber auch in Verbindung mit seiner Funktion als Totengott gebraucht. Er trägt im schnellen Lauf die Mumie zum Grab.
Eine Apis-Periode dauerte 25 Jahre. Denn die Mondphase fiel nach 25 Jahren wieder auf die gleichen Tage. Ob dann der Stier ertränkt wurde, wird heute bezweifelt. Starb jedoch der heilige Stier, dann feierten die Alten Ägypter das größte Apis-Fest, die Beisetzung des Apis-Stieres. Das Volk befand sich in großer Trauer. Man suchte einen neuen Stier, der die heiligen Zeichen aufwies.
Apis und Osiris – Totengötter
Eine innige Verbindung von Apis bestand zu Osiris. Das lag an seiner Beziehung zu Ptah, der als Ptah–Sokar-Osiris zum Totengott wurde. Dadurch rückt Apis in die Nähe von Osiris. Osiris nannte man auch den „Stier des Westens.“ So wurde Apis im Kreis der Totengötter mit aufgenommen.
So wie Osiris, stand auch Apis dem Mond sehr nahe. Das ist uns aus späteren Texten überliefert. Dennoch scheint die Verbindung zum Mond schon länger bestanden zu haben. Denn der Mond galt als Stier des Himmels, was mit der Sichelform bzw. den Stierhörnern korrespondiert.
Apis-Osiris
Der Ausdruck Stier des Himmels ist wieder eine Anspielung auf die Fruchtbarkeit. Auch Osiris war ein Fruchtbarkeitsgott gewesen, bevor er Herrscher der Unterwelt, des Reichs der Toten wurde. Apis wurde als Totengott unter den Namen Apis-Osiris bekannt. D. h. dass Osiris in ihn einging, denn Apis steht am Anfang des Namens. Osiris Seele ging bei seinem Tod in Apis ein.
Osiris-Apis
Der Name Osiris-Apis drückt eine bekanntere Verschmelzung von Osiris und Apis aus. Sie bedeutet jedoch etwas völlig anderes und ist nicht besonders exklusiv. Denn sie besagt nur, dass Apis, wie jeder Sterbliche nach seinem Tode, in Osiris eingeht. Jeder, der sich vor dem Totengericht rechtfertigen kann, wird zu Osiris NN. Diese Art der Verschmelzung geschieht auf der gleichen Ebene wie die Verschmelzung von Re (bzw. Ra) und anderen Göttern, die dadurch erhoben werden, z. B. wenn Atum zu Re-Atum wird.
Apis-Atum
Apis verschmolz mit Atum zu Apis-Atum. Dadurch identifiziert er sich mit dem Sonnengott Atum. Seit dem Neuen Reich ist er in Abbildungen mit der Sonnenscheibe auf dem Kopf zu sehen.
Quellen und Einzelnachweise
Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 46 bis 51 (Apis).
- * Illustration von Harald Schmidt (Beitragsbild). Apis trägt einen Verstorbenen in die Unterwelt (nach einer Begräbnisstele – Kunsthistorisches Museum Wien).
- Apis-Stier mit der Sonne zwischen dem Gehörn, Wikipedia.
- Malerei: Apis-Stier auf einem Sarg, Wikipedia.
- Stier in Bewegung, Adobe Stock.
- Kalb mit dreieckiger Blesse, Adobe Stock.
- Fellzeichnung, Adobe Stock.
- Prozession mit dem Apis-Stier, Wikimedia.
- Apis-Stier mit der Mumie auf dem Rücken, Wikimedia.