Im Mythos von Horus und Seth geht es um einen Streit, den Seth wiederholt anzettelt, da er die Herrschaft von Horus nicht anerkennen will. Er selbst will die weltliche Herrschaft als Nachfolger von Osiris antreten.
Seth erkennt Horus nicht an
Nachdem Horus das Erbe seines Vaters Osiris angetreten hatte, versuchte Seth es ihm streitig zu machen. Denn er glaubte, dass ihm als Ältester auch der höhere Rang zusteht. Hinzu kam, dass Horus anfänglich noch ein Kind war, das unter der Obhut seiner Mutter Isis lebte. Horus wurde von Isis geführt und geleitet.
Seth, Gott der Kraft
Groß an Kraft war Seth. Diese Kraft galt als so groß und unüberwindlich, dass man auch die Kraft der Könige, nach der Kraft des Seth benannte. Beide, Seth und Horus, bemühten sich in ihrem Land das Beste zu schaffen und ihre Könige zu fördern, wo sie es konnten.
Seth war besonders der Erde zugetan. Ihm offenbarte sie ihre Schätze an Metallen und fruchtbare Böden. Horus hingegen fühlte sich den Weiten des Himmels und der Luft verbunden.
Gegenüberstellung von Seth und Horus
Hier spiegeln sich die kosmischen Prinzipien und Eltern in ihren Söhnen wider:
Erde | Himmel |
Edelsteine/-metalle | Weitblick, Luft |
Geb | Nut |
Mann | Frau |
Vater | Mutter |
Seth | Horus |
Streit zwischen Seth und Horus
Doch es kam die Zeit, da sich ein Streit zwischen den beiden Götterkönigen erhob. Denn jeder beanspruchte mehr für sich, als der andere bereit war zu geben. Deshalb griffen sie sich gegenseitig an. Sie warfen ihre Waffen beiseite, um mit bloßen Fäusten zu kämpfen. Seth riss Horus ein Auge aus. Horus, in seinem Schmerz, zermalmte die Hoden des Seth. So schwächten sie sich gegenseitig und fielen ermattet zu Boden.
Durch diesen Streit und Ermattung drohten auch beide Länder zu veröden, die Menschen zu verhungern und sich gegenseitig zu zerstören.
Der Götterrat spricht Recht
Thot, der göttliche Lenker des Weltalls, griff ein. Er eilte zu Seth und Horus und versöhnte sie, indem er sie heilte und Frieden stiftend wirkte.
Der Rat der Götter trat zusammen und beschloss, Horus das ungeteilte Königtum zu übergeben. Er wurde zum Herrn und dem Ersten in der Versammlung der Götter. Das Wasser befruchtete wieder das Land. Das Gras wuchs auf den Hügeln und das Korn in den Tälern. Friede, Eintracht und Glück kehrten zurück.
Seth musste sich mit der Fremde und dem Meer als Königtum begnügen.
Der Mythos von Horus und Seth zeigt auf, dass nicht derjenige recht hat, der den Kampf gewinnt. Das Göttergericht entscheidet, nicht derjenige, welcher mehr Kraft hat. Der vermeintlich körperlich Schwächere gewinnt, da er Eigenschaften hat, die ihm zum Herrscher qualifizieren. Es geht um das Wohl der Länder, nicht um das Durchsetzen von Machtansprüchen Stärkerer.
Quellen
Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 702 bis 715 (Seth).