Der Fisch galt im Alten Ägypten einerseits als unreines Tier. Andererseits gab es jedoch zahlreiche Fischkulte. Der Fisch war also auch ein heiliges Tier.
Fischkulte im Volksglauben
Die Fischkulte wurden eher vom Volk gepflegt. Die ägyptische Religion hielt sich hier im Hintergrund und vermied Fische abzubilden, denn Fische galten dort allgemein als unrein. Es gab sogar Speiseverbote.
Vor allem in den Werken der Spätzeit mehren sich die Zeugnisse des Fischkultes. Man fand Abbildungen auf Särgen, Fischfiguren und Fischmumien. Als heilige Fische galten nun: der Nilkarpfen, der Oxyrhynchos und der Lepidotos. Die letzten beiden Fischarten hielt man in sogenannten Tempelteichen. In bestimmten, wenn auch wenigen Gebieten, wurde es den Fischern verboten, diese beiden Fischarten zu fangen.
Heilige Fische im Alten Ägypten
Es gab immer mehr ägyptische Geschichten, die Fische heilig priesen. Der Oxyrhynchos (Spitznasennilhecht -> Mormyrus kannume) verzehrte die Leichen ertrunkener Menschen und erhielt dadurch eine angesehene Bestattungsrolle.
Ein weiterer heiliger Fisch im Alten Ägypten war der Latos, ein Nilbarsch, der seine Jungen im Maul ausbrütete und seinen dann ausgeschlüpften Jungen im Maul Schutz bot, wenn Gefahr drohte. Dadurch symbolisierte er den Sonnenzyklus und Wiedergeburt nach dem Tode. Er wurde mit der Urgöttin Neith in Verbindung gebracht.
Der Phagros und Maiotes galten als Boten der kommenden Überschwemmung, versprachen also eine fruchtbare Ernte.
In Schriften der Spätzeit verehrte man kultisch den Phagros, den Oxyrhynchos und den Lepidotos. Die letzten beiden bezeichnete man sogar als heilige Tiere. Der Volksglaube schien beharrlich am Fischkult festzuhalten. Auch Aale wurden verehrt. Inschriften ordnen sie Atum zu, vermutlich wegen der Ähnlichkeit zur Schlange, die heilig war.
Der Fisch als typhonisches Tier
Fische wurden von der offiziellen, religiösen Seite aus in Richtung der typhonischen (bösen) Tiere, die Seth zugeordnet wurden, gedeutet. Besonders der Phagros, der Oxyrhynchos und Lepidotos wurden verabscheut. Sie sollen den Phallus des Osiris verschluckt haben. Deshalb spielten sie auch beim Opfern als Opferfische im kultischen Handeln des Osiriskreises eine wichtige Rolle. Man verbrannte sie oder zerstampfte sie als Götterfeinde unter den Füßen.
Interessant ist der Umstand, dass die religiöse Seite den Oxyrhynchos als typhonisches Tier wertete, während die gleiche Fischart im Volksglauben mehr und mehr verehrt wurde. Das Gleiche traf auf den Phagros und Lepidotos zu.
Quellen
- Beitragsbild: Fische auf Papyrus gemalt, Pixabay.
- Fische im Nil, Pixabay.
- Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 191 bis 194 (Fische).
- Wikipedia (2020, 24. Oktober) „Die Fische im Alten Ägypten“ (Stand: 18.11.21).
- Owusu, Heike (1998), „Symbole Ägyptens“, Schirner Verlag, Darmstadt, Seite 262 (Fisch).